1:1 im Derby im Brötzinger Tal
Riccardo Di Piazza vermasselt CfR-Party
Stau auf der Adolf-Richter-Straße, lange Warteschlangen an den Kassen, eine proppenvolle Haupttribüne und leuchtende Bengalos von den CfR-Ultras vor dem Anpfiff – es war alles angerichtet für ein großes Fußballfest im Brötzinger Tal – und das vor einer Rekordkulisse: 1288 Zuschauer gab es im Stadion Brötzinger Tal nach der Modernisierung noch nie!
Das große Spektakel blieb allerdings aus. Dennoch sahen die Zuschauer ein spannendes Oberliga-Derby, in dem sich der 1. CfR Pforzheim und der FCN am Ende 1:1 (1:0) trennten. Willie Sauerborn hatte den CfR trotz Unterzahl in der 40. Minute in Führung gebracht, Nöttingens Riccardo Di Piazza (75.) rettete dem Gast den schmeichelhaften Punkt.
„Für uns ist es ein glücklicher Punktgewinn“, meinte nach der Partie Nöttingens Interimscoach Reinhard Schenker. CfR-Coach Fatih Ceylan ärgerte sich über zwei verlorene Zähler: „Wir haben das heute trotz 60 Minuten in Unterzahl gut gemacht, leider aber wieder unsere Chancen nicht verwertet.“
Sofort am Drücker
Der CfR übernahm von der ersten Minute an das Kommando und hatte durch Willie Sauerborn (24.) und Sheron (30.) auch beste Chancen. Der FCN hingegen fand nicht ins Spiel und hatte in Halbzeit eins keine zwingende Torchance.
Schock dann in der 35. Minute für den CfR: Stanley Ratifo kam einen Schritt zu spät, als Nöttingens Keeper Andreas Dups den Ball außerhalb des Strafraums wegschlagen wollte. Der CfR-Angreifer hatte schon früh in der Begegnung Gelb gesehen, nun musste er mit Gelb-Rot vom Platz – und schlug krachend die Kabinentür zu. Nur fünf Minuten später war er aber Oberkörper-frei wieder auf dem Rasen – und mitten in der Jubeltraube seiner Mitspieler. Denn trotz Unterzahl war der CfR in Führung gegangen. Salvatore Varese legte im Sechszehner den Ball quer, Willie Sauerborn vollstreckte aus kurzer Distanz zum 1:0.
Kurzzeitig kam etwas Stimmung im Brötzinger Tal auf – ansonsten hielten sich die Zuschauer jedoch zurück.
Wer dachte, die Nöttinger wurden nun mit Schwung aus der Halbzeit kommen, sah sich getäuscht. Der CfR war weiter am Drücker, wirkte spritziger und war auch weiterhin torgefährlicher. Sauerborn scheiterte nach Zuspiel von Salvatore Catanzano an Andreas Dups (53.), in der 71. Minute nagelte Sauerborn einen 16-Meter-Kracher an die Querlatte. Plötzlich war die Kulisse wieder da. Doch es kam, wie es kommen musste: In der 75. Minute kombinierten sich die Nöttinger durch den CfR-Strafraum, das Leder landete beim eingewechselten Riccardo Di Piazza, gegen dessen satten Schuss aus gut elf Metern CfR-Keeper Kevin Rombach keine Abwehrchance hatte. Nun jubelte der Nöttinger Anhang – rund 100 Fans auf der Gegengerade – die CfR-Party war damit gecrasht.
35-Meter-Hammer
Die letzte Chance der Pforzheimer landete erneut an der Querlatte, diesmal hatte Denis Gudzevic mit einem 35-Meter-Hammer abgezogen (88. Minute). Es blieb beim 1:1, das keinem Team wirklich hilft. Der FCN wartet weiterhin auf den ersten Auswärtssieg in dieser Saison. Der CfR konnte die Derby-Bilanz gegen Nöttingen nur unwesentlich verbessern: 1 Sieg, 4 Remis, 3 Pleiten.
„Wir fahren mit gemischten Gefühlen nach Hause“, meinte FCN-Coach Reinhard Schenker, der seinem Trainerkollegen Michael Wittwer (im Urlaub) am Abend noch vom Spielverlauf berichten wollte. „Wir müssen einfach weitermachen“, meinte dagegen CfR-Coach Fatih Ceylan.
Am Rande: Beim CfR stand überraschenderweise Maurizio Macorig in der Startelf. Der Kapitän war eigentlich Rot-gesperrt. Das Urteil wegen seiner angeblichen Tätlichkeit wurde aber wegen ungenauer Sachverhältnisse vom Sportgericht aufgehoben. Am 21. September soll es nochmal eine Anhörung geben.
Der FCN empfängt am Sa, um 15.30 Uhr den Freiburger FC.
Autor: Dominique Jahn in Zusammenarbeit mit PZ-Mitarbeiter Martin Mildenberger, Pforzheimer Zeitung vom 16.09.2021