
„So grausam kann Fußball sein“
Timo Brenner: „Was wir als angeblicher Absteiger spielen, ist aller Ehren wert.“
Man muss dann doch einmal ein Kompliment an die Mannschaft des FC Nöttingen loswerden. Der Tabellenletzte der Regionalliga Südwest ist ja quasi schon seit Langem abgestiegen. Oder, wie es Kapitän Timo Brenner sagt: „Was wir als angeblicher Absteiger spielen, ist aller Ehren wert.“
Dem dürfte jeder der rund 600 Zuschauer, die die Partie am Freitagabend gegen die TSG Hoffenheim II verfolgt haben, zustimmen. So macht Fußball Spaß. Zwei Mannschaften bekämpfen sich mit offenem Visier, als gebe es kein Morgen. Der Außenseiter liefert eine starke Partie ab. Die 3:2-Führung der Nöttinger zu Beginn der 90. Spielminute war verdient. Dass es 4:3 für die Gäste stand, als Schiedsrichter Mario Schmidt aus Daun nach 94 Spielminuten abpfiff, war irgendwie surreal. Und natürlich ungerecht. „So grausam kann Fußball sein“, fasste FCN-Trainer Dubravko Kolinger die Partie zusammen. Für Timo Brenner war die rasante Partie gar „ein Spiegelbild der gesamten Saison“. Nöttingen verkauft sich in der Liga, die für den Dorfverein eigentlich eine Klasse zu hoch ist, gut. Und doch stehen die Kicker in den lila-weißen Trikots nach dem Schlusspfiff oft mit leeren Händen da. „Wenn man sieht, wie wir laufen, kämpfen und an einem Strang ziehen, dann ist es traurig, dass wir nicht belohnt werden“, ärgerte sich nicht nur Mittelfeldspieler Theodor Bräuning.
Mit zwei Toren (32., 55./Foulelfmeter) hatte Niklas Hecht-Zirpel die frühe Gästeführung gedreht. Nach dem 2:2 erzwang Eray Gür ein Hoffenheimer Eigentor, als sein Schuss von Torhüter Gregor Kobel an die Brust des verteidigenden Prince Owusu und von dort ins Tor sprang (72.). Dass das zusammen mit einer starken zweiten Halbzeit und einer Reihe hochkarätiger Chancen nicht zum Erfolg reichte, nennt Hecht-Zirpel „Pech und ein bisschen zu dumm“. Er meinte damit auch das 2:2 durch Simon Lorenz (68.) und das 4:3 durch Joao Klauss De Mello (90.+3) – beides Kopfbälle nach Standards. Eine Schwäche von Nöttingen schon in der gesamten Saison, wie Kolinger einräumt. Das 3:3 (90.) war ein Elfmeter nach Foul von Niklas Kolbe. Der wurde aber von seinem Coach in Schutz genommen: „Das ist ein junger Kerl, das kann mal passieren.“
Wie gesagt: Aufgeben ist in Nöttingen keine Option. Auch nach dem 3:3 setzte Nöttingen auf Offensive. „Ein Unentschieden bringt uns ja nichts. Also haben wir auf Risiko gesetzt“, sagt Theodor Bräuning. Für das Punktekonto hat es am Ende nichts gebracht. Den Zuschauern aber hat es Spaß gemacht.