Die Folgen des Pokal-Halbfinalsiegs für den FCN:
Zwischen wunderbar und desaströs
Als die Fußballer des FCN am Donnerstagmorgen aufgewacht sind, werden sie gemischte Gefühle gehabt haben. Da war zum einen die Freude über das erneute Erreichen des badischen Pokalfinales nach einem dramatischen Kampf samt Elfmeterschießen beim Landesligisten 1. FC Mühlhausen.
Da war zum anderen die Tatsache, dass der bereits stark dezimierte Kader der Nöttinger durch die Platzverweise für Tolga Ulusoy und Eray Gür weiter ausgedünnt wurde. Beide werden auch in der Oberliga fehlen, wenn an diesem Samstag (15.30 Uhr) der Freiburger FC zu Gast in der Nöttinger Kleiner Arena ist.
„Ich ziehe den Hut, wie die Mannschaft das über die Bühne gebracht hat“, sagt Michael Wittwer über den wunderbaren Pokalerfolg, der allerdings erst nach kräftezehrenden 120 Minuten und einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen feststand. „Ein brutales Spiel„, konstatierte Kapitän Timo Brenner. Der Trainer muss nun aber abwarten, wen er in der Oberliga am Samstag auf den Platz schicken kann. Dass einer der zuletzt fehlenden Niklas Kolbe (muskuläre Probleme im Oberschenkel), Ricardo die Piazza und Marco Manduzio (beide krank) wieder fit ist, ist nicht zu erwarten. „Zumindest nicht über 90 Minuten“, sagt Wittwer.
Dabei hatte der FCN-Coach schon in Mühlhausen sein letztes Aufgebot mit oberligaerfahrenen Akteuren auf den Platz geschickt – und auch weitgehend durchspielen lassen, weil auf der Bank neben Ersatztorhüter Robin Kraski nur noch Talente aus der Landesligamannschaft saßen. Und die wollte Wittwer nicht ins kalte Wasser werfen. „Da braucht man Erfahrung und Nerven“, sagt er. So wie Timo Brenner, Mario Bilger, Colin Bitzer und Cemal Durmus, die ihre Elfmeter verwandelten – nur Leutrim Neziraj scheiterte am Pfosten. Und wie Keeper Andreas Dups, der den Versuch von Mühlhausens Jonas Kiermeier parierte. Dass zudem Steffen Kretz vom FCM an der Latte scheiterte, war letztlich entscheidend.
Durch die Platzverweise ist nun die Personalsituation „ganz schwierig bis desaströs“, wie Wittwer sagt. Dabei hilft es nichts, dass beide Platzverweise letztlich durch gegnerische Spieler provoziert wurden und der Unparteiische für Wittwer alles andere als souverän agierte. Der Nöttinger Trainer muss die Dinge momentan so nehmen, wie sie sind. Das ist allerdings schwierig, weil die Lila-Weißen nach drei Liga-Niederlagen zum Jahresbeginn im Abstiegskampf angekommen sind. Psychologisch kann das Team einiges aus dem Pokalspiel mit in den Ligaalltag nehmen: die starke erste Halbzeit, in der der FCN vor allem dank der starken Flügelzange Eray Gür/Ernesto de Santis dominierte; die ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit, als man das Spiel aus der Hand gab; und die Erinnerung daran, wie sich das Team durchkämpfte, weil gerade die geforderten Führungsspieler Verantwortung übernahmen.
Hilfreich ist das Erreichen des Pokalendspiels für den Verein auch wirtschaftlich. Als Finalist darf der FCN mit zusätzlichen Einnahmen in fünfstelliger Höhe kalkulieren. Sollte der Verein gar erneut den DFB-Pokal erreichen, ist durch Fernseheinnahmen eine weitere sechsstellige Summe garantiert. Sollte Drittligist SV Waldhof Mannheim (spielt im April beim Landesligisten Neuenheim das zweite Halbfinale) der Finalgegner sein, könnte Nöttingen sogar wieder unabhängig vom Ergebnis des Endspiels in den DFB-Pokal kommen, weil die Waldhöfer für diesen Wettbewerb sich auch über die 3. Liga (Platz eins bis vier) qualifizieren können – momentan sind sie Tabellenzweiter.
So gesehen bleibt der Pokal eine Nöttinger Wohlfühl-Oase. Der Vorsitzende Dirk Steidl beschreibt es so: „Meist ist es eng. Und meist gewinnt der FCN.“
Mehr vom Autor Udo Koller gibt es hier ....................... oder ganze viele neue Infos auch zu Corona und den Auswirkungen auf den regionalen Sport auf www.pz-news.de
Foto: Michael Ripberger