Bericht im Pforzheimer Kurier zur Mitgliederversammlung ...
Führungsstreit überschattet Erfolgsbilanz des FCN
Sportlich könnte es beim FCN kaum besser laufen: Das Flaggschiff erste Fußball-Mannschaft liegt in der Oberliga auf Platz eins, das blutjunge Perspektivteam behauptet sich in der Landesliga, und die Basketballerinnen des Grünen Stern Keltern sorgen als Aufsteiger in der Bundesliga für Furore.
Auch die wirtschaftliche Seite nimmt vor allem durch den Geldregen aus dem DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München eine erfreuliche Entwicklung, wenngleich immer noch 720 000 Euro Schulden auf dem Verein lasten.
Doch auf der Führungsebene knirscht es weiterhin gewaltig, wie sich bei der gut zweistündigen Mitgliederversammlung am Donnerstagabend in der Panoramahalle zeigte. Aufsichtsratschef Peter Vetter und der Vorsitzende Dirk Steidl ließen keine Gelegenheit aus, um ihre persönlichen Differenzen in verbalen Scharmützeln zu dokumentieren. Konsequenzen zog derweil Jürgen Hecht mit seinem Rücktritt aus dem Aufsichtsrat, den er mit Steidls Art begründete. „Das ist nicht mein Stil“, erklärte der auf Transparenz und Teamwork bedachte Pädagoge zur „sehr autokratisch geführten Vereinsstruktur“. Seine Kraft, um die Sitzungen durchzuhalten, sei aufgebraucht. Auch Vetter sprach von einem „ständigen Abnutzungskampf“ zwischen den Gremien.
Seine operativen Tätigkeiten wird Hecht, der vor allem für seine professionelle Medienarbeit rund um den Pokalhit gegen den FC Bayern viel Lob erhielt, allerdings fortsetzen. Der als Hechts Nachfolger auserkorene und ebenso wie Vetter und Jürgen Steimle einstimmig in den Aufsichtsrat gewählte Neuling Norbert Hauser ist nun als ausgleichendes Element auf der zerstrittenen Kommandobrücke gefragt.
Bei aller Kritik würdigten sowohl Vetter als auch Hecht die Leistung des einstimmig im Amt bestätigten Vorsitzenden. „Wir stehen damit prächtig da, die Arbeit von Dirk ist erste Sahne“, meinte Hecht. So fiel Steidls ausführlicher Rückblick auf ein bewegtes Vereinsjahr fast ausschließlich positiv aus – trotz des bitteren Abstiegs aus der Regionalliga. Im Zentrum seiner Ausführungen stand freilich das Pokalspiel gegen Bayern München und dessen Begleitumstände.
Auch auf das aktuelle Brennpunkt-Thema, die von einer umstrittenen Schiedsrichterleistung begleitete 0:3-Niederlage beim Freiburger FC am vergangenen Wochenende, ging Steidl ein. Die von Referee Tobias Fritsch verfassten Sonderberichte sieht er durch Videoaufnahmen widerlegt. „Der Schiedsrichter hat jetzt ein riesiges Problem. Das wird ein klares Nachspiel für ihn haben“, sagte Steidl. Die drei des Feldes verwiesenen Nöttinger Spieler werden nach seiner Einschätzung nur beim heutigen Heimspiel gegen den FC Villingen fehlen.
Wie auch Vetter warb Steidl indes um Unterstützung für die Basketball-Abteilung, die getrennt finanziert sei. „Das ist mein Hobby und hält mich jung“, so Steidl, der bei der Mitgliederzahl die nicht weit entfernte 1 000 als „Traumziel“ anstrebt. Ende Juni dieses Jahres waren es 857.
(Quelle: Florian Konrad; Pforzheimer Kurier vom 05.12.15)